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Walsemann

ein Name - eine Familie.
Nicht nur Walsemann. Auch Walsman, Walseman. Überall auf der Welt.

Wie aus „von Walsen“ der Name „Walsemann“ entstand

Eine kurze Familiengeschichte zwischen Adel, Hofbesitz und Namenswandel.

1. Die Geburt eines neuen Namens

Im Jahr 1651 erblickte in der Nähe von Diepholz (heutiges Niedersachsen) Gerd Albert – der erste Walsemann – das Licht der Welt.

Ein neuer Name, scheinbar aus dem Nichts: Weder sein Vater Rolf (Rolof) tho Walsen noch seine Mutter Catarina, geb. Bosching, trugen diesen Nachnamen. Von diesem Zeitpunkt an hießen die Kinder Gerd Albert, Wichert, Hedwig und Gesche plötzlich Walsemann.

So entstand ein einzigartiger Familienname – bodenständig, frei von Standesdünkel und heute weltweit in Varianten wie Walsemann, Walsman oder Walseman von rund 10.000 Menschen getragen.

2. Der Abschied vom „von/zu/tho Walsen“

Warum gab die Familie die alte Bezeichnung „tho Walsen“ auf und nahm einen bürgerlichen Nachnamen an? Ein Name mit Hofbezug wird selten leichtfertig aufgegeben – zumal der Hof bei Barnstorf über Jahrhunderte regionale Bedeutung hatte.

Ein in einen alten Balken eingeschnitztes Jahr verweist auf 1368 – der Hof bestand also schon damals. Wer den Hof gründete und auch wann genau, das bleibt auch hier offen.

3. Die Herkunft des Namens „von Walsen“

Die Geschichtsschreibung deutet auf ältere Formen der Ortsbezeichnung „Walsen“ hin: Welsilum, Wetzelo, Walselo, Walslete, Walsele, Walzen, Walstede; teils auch Welsile oder WalsekeUrkunden erwähnen diesen Ort bereits im 10. Jahrhundert (um 900 n. Chr.)[1].

Adel als Stand und die Nutzung von Nachnamen wurden erst ab 1100 üblich. Im 13.–14. Jahrhundert wanderten viele Walliser aus der Schweiz nach Nordwestdeutschland und nannten sich oft schlicht „Walsen“.

Für unsere Vorfahren scheidet eine Ableitung von den Wallisern aus: Belegt ist, dass Arend (Arndt) von Walselo (auch „Arend (Arndt) von Walsen“, Nigerdinger als ältere Quelle nennt "Arend von Walselo") den Hof Walsen irgendwann vor 1426 besaß. Damit ist der Name direkt mit dem Ort verbunden.

4. Besitzerwechsel beim Hof Walsen

Der Historiker Heinrich Gade fand 1901 Dokumente, wonach Arndt von Walselo ein Haus auf dem Hof Walsen (früher Walselo) irgendwann vor 1426 verkaufte [1]:

  • Käufer war zunächst Henke Bode, der weiter an Johann Cordewacker verkaufte.
  • 1426 erwarb Graf Cord Edler von Diepholz das Haus.

Unklar bleibt, um welches Haus es sich handelte und ob danach Nachfahren von Arndt in Walsen wohnten – zu vermuten ist es: 1562 besaßen Luer (Lüder) von Walsen und seine Söhne Heinrich (Henrich) und Wichart dort Land – Grundstücke in Richtung Vogelsang (ca. 2 km entfernt) [2].

Weitere Urkunden von 1570 führen „Hinrich at Walsen“ und „Wichart at Walsen“ als freie Landbesitzer auf [3].

Zeitleiste (Auszug)

  • 1368 Jahreszahl im Hofbalken (Existenz des Hofes belegt)
  • vor 1426 Arndt von Walselo verkauft ein Haus auf Hof Walsen
  • 1426 Erwerb durch Graf Cord Edler Herr von Diepholz
  • 1562 Luer von Walsen & Söhne besitzen Land in/bei Walsen
  • 1570 „Hinrich“ und „Wichart at Walsen“ als freie Landbesitzer

5. Der Dreißigjährige Krieg und der Verlust des Adelstitels

Bis ins frühe 17. Jh. trugen Gerd tho Walsen (geb. um 1600) und sein Sohn Rolf (Rolof) tho Walsen (geb. 1625) noch den Adelstitel; Rolfs Kinder jedoch nicht mehr.

Walsen lag im Frontgebiet des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648). Plünderungen, Zerstörungen und Kontributionen ruinierten viele kleine Adelsgeschlechter:

„Mehrere Höfe waren verwüstet, deren Besitzer geflohen oder getötet. Erst 20 Jahre später konnten wieder alle Hofstellen bewirtschaftet werden.“ – Chronik von Barnstorf

Adelige waren besondere Ziele von Plünderern, wurden entführt und mit Lösegeld erpresst. Viele legten den Titel ab oder flohen in Städte – als „verdunkelter Adel“ bekannt. Wahrscheinlich zählt auch die Familie von Walsen (nun Walsemann) dazu.

6. Eine Lücke schließen

Frühe Besitzabfolge Hof Walsen:

  • Arend (Arndt) von Walselo/ von Walsen (vor 1426)
  • Graf Cord Edler von Diepholz (ein Haus) (1426)
  • Luer (Lüder) von Walsen (ca. 1520)
  • dessen Söhne Wichert (geb. 1540) und Henrich (geb. 1541)

Zwischen dieser Familie und Gerd tho Walsen (geb. ca. 1600) klafft eine Lücke von 1–2 Generationen. An der Abstammungslinie besteht jedoch kaum Zweifel: Wohnort Walsen, Nachname Walsen und die Vornamen-Tradition (Wichart → Wichert) sprechen für eine direkte Verwandtschaft.

Exkurs: Vornamen im Mittelalter
  • Arndt = Kurzform von Arnold (gleiche Wurzel).
  • Wichert = volkstümliche Form von Wichard („kampf-stark“).
  • Heinrich/Henrich = gleiche Herkunft; im Niederdeutschen häufig Henrich.

7. Rechte trotz Titelverlusts

Obwohl der Adelstitel aufgegeben wurde, scheint die Familie Walsemann Rechte behalten zu haben: Ein Archiveintrag 1779 erwähnt eine von Friedrich Heinrich Walsemann veräußerte Wiese – ein Hinweis auf fortbestehenden eigenen Grundbesitz, während Leibeigene nur bewirtschaften durften.

Noch im 19. Jahrhundert soll der Hof nahezu 300 Hektar umfasst haben – außergewöhnlich gegenüber den üblichen 20–30 Hektar eines Vollmeierhofs.

8. Fazit: Walsemann ist Adel

Die Linie der Familie lässt sich in gerader Linie bis zu Rolf (Rolof) tho Walsen und dessen Vater Gerd zurückverfolgen. Gade resümiert: „Walsen [war] Sitz und Stammort eines alten Adelsgeschlechts“ [1] Auch wenn der Adelstitel im Zuge des Dreißigjährigen Krieges verloren ging, gilt: Die Familie Walsemann entstammt einem alten Adel.

9. Unsere ersten bekannten Ahnen

  • Arend (Arndt) von Walselo / von Walsen (vor 1426)
  • Luer (Lüder) von Walsen (ca. 1520)
    • Henrich (1541)
    • Wichert (1540)
  • vermutlich 1–2 unbekannte Generationen
  • Gerd tho Walsen (ca. 1600)
    • Rolf (Rolof) tho Walsen (1625–1682)
      • Gerd Albert (1651–1736)
      • Wichert (1657–1733, in Walsen)
      • Hedwig
      • Gesche

Quellen

  1. Gade, Heinrich. Historisch-geographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Diepholz. Erstausgabe 1901 (Neudruck 1974), Günzel, S. 657.
  2. Carl Heinrich Nieberding (1840): Geschichte des ehemaligen Niederstifts Münster und der angrenzenden Grafschaften Diepholz, Wildeshausen, Nr. 71.
  3. Deutsches Geschlechterbuch: Genealogisches Handbuch bürgerlicher Familien, Verlag Starke, Limburg a. d. Lahn, 1911.